Wenn Zusammenarbeit begeistert – wie echte Resilienz Ihr Team stark macht
Foto: Momentesammler GmbH – Patrick Reymann

Wenn Zusammenarbeit begeistert – wie echte Resilienz Ihr Team stark macht

Ein Praxisblick auf das, was Teams wirklich trägt.

Resilienz ist kein Kurs. Es ist Haltung – und Handlung.

"Ein Hamsterrad sieht nur von innen aus wie eine Karriereleiter." Lange dachte ich, ich wäre auf Erfolgskurs. Ich habe viel geleistet, Verantwortung getragen, war erfolgreich und angesehen – und gleichzeitig am Limit.

Der entscheidende Wendepunkt kam nach meiner ersten Elternzeit. Alles war plötzlich anders: Offiziell hatte ich eine neue Vorgesetzte, nur: auch mein ehemaliger Chef hat weiterhin Aufgaben an mich delegiert. Ich hatte also „zwei Herren“, denen ich „dienen“ sollte – und ich habe versucht, beiden gerecht zu werden. Denn ich wollte es gut machen und keinen von beiden enttäuschen oder verärgern.

Hinzu kam: Ich bin in Teilzeit wieder eingestiegen – 24 Wochenstunden verteilt auf 3 Tage, Montag-Mittwoch-Freitag. Ich hatte meine Arbeitstage bewusst so über die Woche verteilt, damit mich Mandanten prinzipiell von Anfang bis Ende der Woche erreichen konnten.

Und ich glaube, für die Mandanten war das auch OK. Aber firmenintern war das immer wieder ein Riesenthema.

Vor der Elternzeit war es normal und gang und gäbe, dass ich oft unterwegs war – bei Mandanten, auf Seminaren, in Projekten. Jetzt aber war es plötzlich immer wieder ein Problem, dass ich nicht jeden Tag durchgängig am Schreibtisch gesessen bin. Es fühlte sich an, als würde man mich nicht mehr als die erfolgreiche Führungskraft sehen, die ich vorher war. Trotzdem habe ich versucht, es allen recht zu machen. Im Job. Als Partnerin. Als Mutter.

Rückblickend bin ich unendlich dankbar, dass ich damals schon ein starkes seelisches Immunsystem hatte – eine Grundresilienz – die mich getragen hat. Doch erst in der Ausbildung zur Systemaufstellerin habe ich verstanden: Resilienz ist nicht einfach da. Resilienz ist eine bewusste Entscheidung. Ein Prozess. Eine Haltung.

Und sie verändert alles – auch und vor allem im Arbeitsalltag.

Was ein Team wirklich stark macht – und was nicht.

In vielen Kanzleien und Beratungsunternehmen wird viel versucht: Jobrad, Obstkorb, Seminare zur Stärkung der Resilienz oder von Führungskompetenzen. Nett gemeint – und oft ohne Wirkung. Warum? Weil es an der echten Umsetzung fehlt. An der Haltung dahinter. An der alltäglichen Zusammenarbeit.

In meiner Arbeit mit über unzähligen Teams habe ich fünf Faktoren identifiziert, die den Unterschied machen – zwischen einem funktionierenden Team und einem begeisterten Team:

    1. Vertrauen – in Führung und untereinander
      Vertrauen zeigt sich nicht in großen Reden, sondern in kleinen Gesten: ein offenes Ohr, Rückhalt in kritischen Situationen, das Gefühl, nicht kontrolliert, sondern gesehen zu werden. Führung beginnt hier mit dem Mut, Unsicherheit zuzulassen – und trotzdem Halt zu geben.

    2. Flexibilität – statt starrer Strukturen
      Wer mit den Herausforderungen des Alltags umgehen will, braucht Spielräume. Flexible Arbeitszeitmodelle, individuelle Lösungen und das Vertrauen, dass Menschen eigenverantwortlich handeln, schaffen Freiräume – und geben Kraft.

    3. Fehlerkultur – aus der man lernt, nicht straft
      Ein Team, das keine Fehler machen darf, entwickelt keine neuen Ideen. Eine gesunde Fehlerkultur erkennt Potenziale in Missgeschicken und nutzt sie für Weiterentwicklung. Das beginnt bei der Führungskraft, die selbst offen mit eigenen Fehlern umgeht.

    4. Gemeinsame Werte – die gelebt und nicht nur benannt werden
      Werte sind kein Poster an der Wand. Sie müssen im Alltag erlebbar sein – in Entscheidungen, Gesprächen, Meetings. Wenn Mitarbeitende merken: "Das hier ist nicht nur Fassade" – dann entsteht Bindung. Und Identifikation.

    5. Gesunder Umgang mit Stress – individuell und im Team
      Resilienz bedeutet auch, Stress zu erkennen, bevor er krank macht. Das beginnt bei sich selbst – und braucht Strukturen im Team, die Entlastung ermöglichen. Dazu gehören realistische Zeitpläne, bewusste Pausen, offene Kommunikation über Belastung.

Wenn diese fünf Aspekte nicht auf dem Flipchart stehen, sondern gelebte Praxis sind, entsteht eine Kraft, die oft schwer in Worte zu fassen ist. Ich nenne sie: Begeisterung.

Nicht laut. Nicht plakativ. Sondern spürbar. Verlässlich. Tragend.

Zielkonflikt: Zwischen Wirtschaftlichkeit und Menschlichkeit

Viele Führungskräfte befinden sich in einem ständigen Spagat: Einerseits sollen sie wirtschaftlich denken, Prozesse optimieren, Ergebnisse liefern. Andererseits sollen sie menschlich führen, empathisch sein, auf individuelle Bedürfnisse eingehen.

Dieser Zielkonflikt ist real – und er wird selten offen benannt. Doch genau hier braucht es Klarheit und Haltung: Nur wenn Menschlichkeit ihren Platz hat, wird Wirtschaftlichkeit nachhaltig möglich. Denn zufriedene, resiliente Mitarbeitende arbeiten mit mehr Engagement, bleiben länger – und machen weniger Fehler.

Es geht nicht um „entweder oder“, sondern um ein neues „sowohl als auch“.

Begeisterung beginnt mit einem guten Morgen.

In einem begeisterten Team passiert etwas Besonderes:

    • Menschen erleben Sinn.
    • Sie wachsen über sich hinaus.
    • Sie gestalten aktiv mit.
    • Und sie erfahren echte Wertschätzung.


Es ist ein Zusammenspiel. Eine Energie. Eine Kultur. Und ja – sie beginnt oft im Kleinen. Mit einem echten "Guten Morgen". Mit Zuhören. Mit einer Rückfrage, die zeigt: Ich interessiere mich für dich.

Diese Haltung hat meine eigene Führung immer bestimmt. So durfte ich es als Studentin in der Kanzlei meiner Eltern erleben. Das hat mich geprägt. Und ich habe gesehen und erlebt, was dadurch möglich ist.

Darum achte ich bewusst darauf, wie ich mit Mitarbeitenden, Teams und Mandanten spreche, denke, agiere. Und ich wechsle immer wieder die Perspektive. Ich frage: Was brauchst du – was brauchen Sie, um kraftvoll zu bleiben?

Denn genau da entsteht sie: die Verbindung zwischen Resilienz und Begeisterung.

 

Fazit: Sie müssen nicht alles perfekt machen. Aber ehrlich.

Viele Führungskräfte in Kanzleien und Beratungsunternehmen zweifeln und fragen sich insgeheim:

  • Bin ich gut genug?
  • Warum gehen die besten Leute?
  • Was habe ich übersehen?


Diese Fragen brauchen nicht sofort eine Antwort – sie brauchen Raum. Und ein erstes kleines Tun. Veränderung beginnt nicht mit einem Masterplan. Sie beginnt mit einem Moment der Klarheit. Mit einem Schritt:

Hören Sie zu. Sich selbst. Ihrem Team. 
Und stellen Sie Fragen, die zeigen: Ich sehe dich.

Resilienz ist kein Zustand. Sie ist Bewegung. Und sie ist die Basis für Teams, die nicht nur funktionieren – sondern strahlen.

Denn wo Resilienz wächst, kann Begeisterung entstehen. Und diese Begeisterung ist nicht nur menschlich wertvoll – sondern wirtschaftlich unbezahlbar.

Sie ist kein Luxus‌, sondern macht den Unterschied – ob Mitarbeitende und Teams nur funktionieren oder wirklich wirken. Kraftvoll. Gesund. Nachhaltig.

Was denken Sie: Welcher der fünf Resilienzfaktoren ist in Ihrem Team heute schon spürbar? Und wo möchten Sie gerne ansetzen?

Ich freue mich auf den Austausch – hier oder persönlich.

Herzlich, 
Claudia Sendlbeck-Schickor

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