Satori - Positives Lean Management
Von: Leif Erik Wollenweber
Expertenprofil von Prof. Dr. Leif Erik Wollenweber anzeigenDer Kern des Toyota Produktionssystem – und damit jedes von ihm abgeleitete Qualitätsmanagement – trachtet danach, die drei Arten der Verschwendung Muda, Mura und Muri zu eliminieren. Muda sind Aktivitäten, die keinen Wert aus der Sicht des Kunden hinzufügen und daher eliminiert werden sollten. Mura ist das japanische Wort für "Unausgeglichenheit" oder "Inkonsistenz". Es bedeutet, nur zu tun, was der Kunde wirklich will. Muri ist der japanische Begriff für "Überbelastung" oder "Unvernunft". Es führt zu Stress, Verschleiß und letztlich zu Ausfällen. Muri zu reduzieren bedeutet, Ressourcen jeglicher Art nachhaltig einzusetzen.
So wirkungsvoll diese drei Prinzipien sind, haben sie doch noch nicht die Verbreitung erfahren, die ihnen gebührt. Ironischerweise eine Verschwendung, die vielleicht entsteht, da es Vermeidungsziele sind. Es fällt uns Menschen leichter, positiven Vorgaben zu folgen. Aus diesem Leitgedanken heraus ist ein neues Managementsystem entstanden, das Ideen des Lean Managements, der Positive Organizational Scholarship, der Antifragilität und der japanischen Philosophie verwendet, um die ideale Organisation zu erreichen: Satori – der Weg zum Positiven Lean Management.
Satori bedeutet das Streben nach einer „Erleuchtung“, die über intellektuelles Wissen hinausgeht und zu tiefer Klarheit führt. Im Managementkontext versinnbildlicht Satori die fortlaufende Suche nach umfassendem Verständnis nicht nur im Hinblick auf ein Unternehmen und seine Prozesse, sondern auch auf die Menschen und die Gesellschaft, für die es Wert schöpft.
Das Streben nach Satori symbolisiert eine ständige Verbesserung, indem stets nach tieferen Einsichten und besseren Praktiken gesucht wird. Es unterstreicht die Bedeutung von Klarheit, Fokus und Präzision in der Organisation und Führung. Darüber betont Satori die Bedeutung von Anpassungsfähigkeit und Flexibilität, da der Erkenntnis oft eine radikale Änderung der Perspektive und des Verständnisses folgt. Das Streben nach "Erleuchtung" in der Unternehmensführung dient dabei sowohl als Inspirationsquelle als auch als Leitbild.
Positives Lean Management (PLM) strebt die harmonische, nachhaltige und organische Maximierung von Wertschöpfung, Kontinuität und Fähigkeiten an. Während traditionelle Lean-Methoden Verschwendung, Unregelmäßigkeit und Überbeanspruchung hervorheben, kehrt PLM diese zunächst negative Vorgehensweise um und vereint acht positive Prinzipien, damit diese möglichst leicht und universell in allen Arten von Organisationen eingesetzt werden können.
1. Ikigai: Sinnstiftung
Ikigai ist das übergreifendes Leitprinzip. Es symbolisiert das Streben nach einem sinnstiftenden und erfüllenden Zweck sowohl für das Individuum als auch für die gesamte Organisation. Es verbindet Leidenschaft, Berufung, Beruf und Talent, um eine Harmonie zwischen Mitarbeiter- und Unternehmenszielen herzustellen. Dieses Prinzip dient als Fundament für das gesamte PLM-Konzept.
2. Seiri: Wertmaximierung
Seiri steht für Organisation und Ordnung und leitet dazu an, nur das Notwendige zu bewahren und alles Überflüssige zu beseitigen. Diese Reduzierung von Komplexität und Unordnung hilft, den Fokus auf wertschöpfende Aktivitäten zu legen und fördert somit die Maximierung der Wertschöpfung für die Kunden und die Gesellschaft.
3. Heijunka: Kontinuität
Heijunka zielt auf die Herstellung einer gleichmäßigen Auslastung von Ressourcen und Prozessen ab, um Schwankungen und Unterbrechungen zu minimieren. Dies führt zu einer kontinuierlichen und zuverlässigen Leistung, die den gesamten Geschäftsbetrieb stabilisiert.
4. Kaizen: Kontinuierliche Verbesserung
Kaizen steht für kontinuierliche Verbesserung und betont die ständige Weiterentwicklung von Fähigkeiten und Kenntnissen. Diese kontinuierliche Verbesserung und das Streben nach Perfektion fördern das Wachstum und die Entwicklung sowohl auf individueller als auch auf organisatorischer Ebene.
5. Kintsugi: Antifragilität
Kintsugi ist die Kunst, durch Beschädigungen besser zu werden. Es lehrt uns, Fehler und Rückschläge als Möglichkeiten für Optimierung, Neuorientierung, Wachstum und Innovation zu sehen.
6. Fukutsu: Resilienz
Fukutsu symbolisiert eine unbeugsame Haltung, die Fortschritt und Erfolg anstrebt, unabhängig von den Umständen. Beide Prinzipien fördern die Widerstandsfähigkeit und die Fähigkeit, aus Schwierigkeiten gestärkt hervorzugehen.
7. Juga: Adaptivität und Agilität
Juga steht für Flexibilität und Anpassungsfähigkeit und betont die Notwendigkeit, sich ständig ändernden Geschäftsanforderungen gerecht zu werden. Diese Fähigkeit, sich anzupassen und zu verändern, ist entscheidend, um in einer schnelllebigen und dynamischen Geschäftswelt zu überleben und zu gedeihen.
8. Kaihōgyō: Durchhaltevermögen
Kaihōgyō repräsentiert Ausdauer, Disziplin und Selbstüberwindung. Es erinnert uns daran, dass wir immer weiter gehen können, unabhängig von den Herausforderungen, die sich uns in den Weg stellen.
PLM, in Verbindung mit der Lehre des 'Satori', geht über ein optimiertes Managementsystem zur Effizienzsteigerung von Organisationen hinaus. Es fördert eine positive und proaktive Haltung gegenüber Verbesserungen, indem es das Potenzial, die Fähigkeiten und die Sinnstiftung seiner Mitarbeiter maximiert und eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung, Resilienz und Anpassungsfähigkeit schafft. Es ermöglicht Organisationen, in guten wie in schwierigen Zeiten erfolgreich zu sein und ihren Wert in Harmonie zu ihrer Umwelt stetig zu steigern. PLM stellt sich eine Welt vor, in der jede Organisation als ein dynamischer und lernender Organismus betrachtet wird, der bestrebt ist, sein Bestes für die Gesellschaft zu geben und gleichzeitig eine erfüllende und sinnvolle Umgebung für seine Mitarbeiter zu schaffen.