Mach dich nackig! Flexibles Teammanagement im KitKatClub
Foto: Justin Bockey

Mach dich nackig! Flexibles Teammanagement im KitKatClub

Der Bass dröhnt kaum wahrnehmbar zur elendig langen Warteschlange vor dem Eingang und obwohl das Stimmengewirr, Lachen und zerklirren der runterfallenden Flaschen lauter ist, schunkelt der ein oder andere in euphorischer Erwartung mit dem Bass mit. Ist das Outfit außergewöhnlich genug? Vorfreude und Spannung wechseln sich in einer stetigen Berg- und Talfahrt ab und plötzlich ist man drin. Der Bass erschlägt einen nahezu und dadurch reißt er einen mit, hinein in eine schillernde Welt, ohne Tabus, ohne Normen, ohne Sorgen.

 

Nach drei Stationen der Einlasskontrolle befindet man sich Samstagnacht im Berliner KitKatClub. Dem legendären und faszinierendem Institut für soziale Eleganz, indem nur eins zählt: Das Miteinander!

 

Das Gegeneinander bleibt draußen, der „Eintritt kostet den Verstand“, besser gesagt er kostet Vorurteile, am besten alle, die man mit sich herumträgt. Ein friedliches Miteinander, das auf Respekt beruht. Durch die Outfits ist niemand, wie er glaubt sein zu müssen, um von der Gesellschaft, der Familie oder der Welt akzeptiert zu werden. Jeder ist so, wie er sich selbst am liebsten sieht. Dadurch tanzt der Unternehmer mit der Putzfrau, es trinkt die Waldfee mit dem Riesen und der sonst so Aggressive wird weich, wenn die wunderschöne Transfrau mit ihm flirtet.

 

Diese weltweit einzigartige Kulisse wird in erster Linie von der Chefin Kirsten Krüger erschaffen, die es wie keine andere versteht, Menschen zu vereinen, die normalerweise niemals den Weg zueinander gefunden hätten. Jeden Samstag strömen ca. 2000 Gäste zur clubeigenen Partynacht für die der KitKatClub berühmt ist, herbei. Jeder Einzelne fühlt sich aufgehoben und sicher. Das erreicht das perfekt unperfekte Team. Viele Außenseiter, von der Gesellschaft verstoßene Menschen flüchten sich in den KitKatClub, um dort zu arbeiten. Sie trauen sich fast nicht mehr sich zu bewerben, so verstoßen fühlen sie sich von der Arbeitswelt. Doch Alexandra Bahr, Business Operation Managerin des KitKatClubs und verantwortlich für den Einlass- und Garderobenbereich erkennt die Makel nicht, die ihr genannt werden. Sie trägt den Geist Kirstens und des KitKatClubs tief in die Herzen der Menschen und gibt denen eine Chance, die keine mehr erhoffen. Dadurch etabliert sich ein Team, das von Vertrauen, Respekt und gegenseitiger Unterstützung geprägt ist.

 

Die Clubwelt ist seit jeher eine hochflexible Welt. Selbst wenn man glaubt einen Job zu haben, springt man immer mal wieder spontan in andere Jobs hinein. So macht die Garderobiere auch mal den Candyshop oder mimt den Runner. Dadurch stärkt sich das Selbstwertgefühl jedes einzelnen Mitarbeitenden. Viele glauben nicht, dass sie überhaupt für einen Job geeignet sind, und nun sollen sie einen Zweiten machen? Spontan? Ohne Vorbereitung, nur weil jemand krank geworden ist? Ja! Und wie ihnen das gelingt. Denn so hat jeder die Chance, sich stetig zu entwickeln und seine Fähigkeiten auszuloten. Viele Unternehmen entmündigen ihre Mitarbeitenden. Menschen die privat Auto fahren, Kinder großziehen und Bankgeschäfte erledigen, dürfen auf ihrer Arbeit keine Büroklammer bestellen ohne um Erlaubnis zu bitten. Das frustriert und über kurz oder lang verliert man den Glauben an die Arbeit, das Unternehmen und letztlich an sich selbst.

 

Die Clubwelt dagegen ist ständig im Wandel, musste schon immer schnell umdenken, bspw. als Corona im März 2020 alle Clubs zur Schließung zwang. Der KitKatClub war der erste Club mit eigenem Livestream lediglich eine Woche nach der Schließung. Er war ebenso der erste Club mit eigener Corona-Test-Station, eingerichtet innerhalb eines Wochenendes. Das gelingt nur mit einem Team, das Neuem gegenüber aufgeschlossen ist, bereit ist ständig dazu zu lernen und über sich hinauswächst. Während alle über Personalmangel klagen, wollen zu viele im KitKatClub arbeiten. „Es ist die Freiheit, die ich hier erlebe. Ich kann einfach meinen Job machen, so wie ich ihn für richtig halte. Niemand steht hinter mir und argwöhnt meine Arbeit, ganz im Gegenteil, ich erhalte Beifall, wenn ich meine Ideen einbringe. Das habe ich noch nie in einem Job erlebt.“, beschreibt Julia ihre Arbeit an der Garderobe. „Und dafür mache ich mich gern nackig, denn es ist die menschliche Nacktheit, die hier vorherrscht. Ohne Wichtigtuerei oder Machtgier.“

 

Die kalte Luft erschlägt einen nahezu, wenn einem die Hitze des KitKatClubs zurück auf die Straße spuckt. Der Bass begleitet einen noch ein Stück, bis man sich kaputt und nur noch halb geschminkt auf einen Sitz der Berliner S-Bahn gleiten lässt. Das Lächeln und die Erinnerung zeichnen das Gesicht und es sind die anderen, die mit gerümpfter Nase aufschauen, einen von oben bis unten mustern und dennoch überhaupt nicht wahrnehmen. Der Bass durchdringt mich wieder, fade, durch meine Kopfhörer, bis sich die Pforten des einzigartigen KitKatClubs erneut öffnen.

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