Historische Bauwerke haben das Recht auf Zukunft!
Foto: Nedjo Radic

Historische Bauwerke haben das Recht auf Zukunft!

Schon seit einiger Zeit beobachte ich, dass immer mehr Bauwerke in „Schieflage“ geraten. Schadensbilder und Schadensausmaß häufen sich, die Kosten steigen im Laufe der Sanierung immens. Auch bleiben Gerüste länger an Bauwerken stehen als zunächst, die Nutzungseinschränkungen von Schlössern oder Kirchen verlängern sich.

Die häufigsten Ursachen: fehlendes Budget für notwendige Instandhaltungsnahmen, Mangeln an Handwerkern, die auf Bausubstanzerhaltung spezialisiert sind, sowie Schäden, die sich während der Sanierung gravierender als angenommen darstellen.

An dieser Stelle setze ich an und möchte eine Lanze brechen für einen neuen Weg, den Weg der präventiven Denkmalpflege. Dafür sind aus meiner Sicht folgende Aspekte „must have“ und nicht „nice to have“:

Innovation statt old school: Ohne moderne Technologie werden wir diese Herkulesaufgabe, eine mittlere sechsstellige Anzahl an Denkmalbauten für die Zukunft fit zu machen, nicht stemmen können. Wir brauchen von Drohnen angefertigte Luftaufnahmen, der „besondere Blick von oben“, für die visuelle Ersteinschätzung, die schnell und effizient erfolgen muss. Im Gegensatz dazu steht die konventionelle Herangehensweise mit Gerüststellung, Hubsteiger oder Autokran. Das ist nicht mehr zeitgemäß, zu teuer, zu langwierig.

Die Währung unserer Zeit sind digitale Daten. Konventionell können wir solche Datenmengen weder generieren noch analysieren. Digitalisierung und KI ermöglichen, dass ein Kreislauf in der präventiven Denkmalpflege implementiert wird. Digitale Daten werden weiterverarbeitet und z. B. für Detailinspektionen und Sanierungsplanung genutzt. Mit der erforderlichen Regelmäßigkeit umgesetzt wird ein Optimum an Effizienz und Budgeteinsatz erzielt. Der Einsatz von KI ermöglicht, Schadensbilder automatisch zu erfassen und daraus Prognosen für zukünftige Instandhaltung abzuleiten.

Nachhaltigkeit bedeutet für mich, Verantwortung zu übernehmen sowie Gegenwart und Zukunft im Blick zu haben. Nachhaltige Instandhaltung schafft und bewahrt Werte, Werte schaffen Zukunftsfähigkeit „Nachhaltigkeit“ ist eine heutzutage häufig verwendete Floskel. Sie hat aber keinen Wert, solange sie nicht umgesetzt wird! Ressourcen wie historisches Baumaterial müssen geschützt werden, da nicht beliebig reproduzierbar und erneuerbar.

Leidenschaft, Mut und Persönlichkeit: Ich brenne für meine Mission! Oft treffe ich auf über Jahrzehnte verkrustete Strukturen, die erst einmal aufgebrochen werden müssen, bevor eine neue Herangehensweise etabliert werden kann. Als Bauingenieurin stehe ich an der Seite der Bauwerke. In Vorträgen und auf Bühnen rüttele ich das Publikum wach, zeige auf, welche gesamtgesellschaftliche Aufgabe es hier zu stemmen gilt. Mit vielen Mitstreitern, Bauexperten und vor allem Handwerkern will ich mich gemeinsam auf diese wichtige und auch spannende Reise in die Zukunft unserer Bauwerke begeben. Kein Bauwerk ist wie das andere, es sind alles Unikate, die mit ganz individuellen Herausforderungen auf uns warten und sich mit einzigartigen Geschichten ihrer Vergangenheit bedanken.

Denkmalschutz mittels präventiver Denkmalpflege ist alles andere als verstaubt und trocken. Es ist spannende Fürsorge für viele Bauwerke, einhergehend auch mit neuen Konzepten für ihre (Nach)Nutzung, damit wir sie uns weiterhin leisten können.

Wir alle wollen doch weiterhin in der Dorfkirche heiraten können und nicht im provisorischen Partyzelt davor!

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