
Konzentration fördern im Unternehmen – so geht’s in 5 Schritten
Von: Jens Newerla
Expertenprofil von Jens Newerla anzeigenMentale Fitness als unterschätzte Schlüsselkompetenz
Fehler in Angeboten, vergessene Anhänge in Mails oder wichtige Details, die nach Meetings einfach weg sind? Leider keine Einzelfälle. Vielen geht es so – und nicht selten kommen dabei Selbstzweifel auf. In Wahrheit handelt es sich um ein weitverbreitetes Problem, das tagtäglich in unzähligen Unternehmen auftritt: fehlende mentale Fitness, wenn es wirklich darauf ankommt.
Die Folgen begegnen uns im Alltag ständig. Wir fühlen uns schnell gestresst, wenn es im Büro turbulent wird, oder reagieren gereizt, wenn ein Projekt nicht nach Plan läuft. Vielleicht hattest du auch schon das Gefühl, immer vergesslicher zu werden. Die Ursache liegt oft in fehlender mentaler Fitness. Denn wenn du bei Besprechungen, Kundenterminen oder Telefonaten nicht voll präsent bist, schweifen deine Gedanken ab oder du erledigst parallel andere Dinge. Später wundert es dich dann, dass wichtige Details oder Namen nicht mehr abrufbar sind.
Was viele unterschätzen: Mentale Fitness ist eine zentrale Schlüsselkompetenz – für dich persönlich, aber auch für Unternehmen. Die Fähigkeit, sich im entscheidenden Moment zu konzentrieren, flexibel auf Herausforderungen zu reagieren und Stress standzuhalten, ist ein echter Zukunftsfaktor.
Doch während körperliche Fitness längst als trainierbar gilt und in vielen Firmen aktiv gefördert wird – sei es durch Yogakurse, Zuschüsse fürs Fitnessstudio oder bewegte Mittagspausen – wird mentale Fitness häufig auf Alter oder äußere Umstände geschoben. Dabei gilt auch hier: Training macht den Unterschied. Das Gehirn ist wie ein Muskel – es passt sich den Anforderungen an, die wir ihm stellen. Mit einer passenden Arbeitsumgebung und hilfreichen Routinen lässt sich Konzentration gezielt verbessern.
Gerade Konzentrationsprobleme gehören zu den größten Herausforderungen in Unternehmen. Zwar eröffnet die Digitalisierung viele Chancen, gleichzeitig sorgt sie für eine Flut an Ablenkungen. Ständige Neuerungen, unbesetzte Stellen, Multitasking und Großraumbüros verstärken das Problem zusätzlich. Dabei beeinflusst Konzentration direkt die Qualität von Arbeitsergebnissen – und damit auch den Unternehmenserfolg.
Vielleicht kennst du es auch aus deinem Umfeld: Da wird ein wichtiges Angebot verschickt – und ein entscheidender Anhang fehlt. Oder es werden Stunden in ein Projekt gesteckt – nur damit am Ende eine kleine, aber wichtige Information übersehen wurde. Solche Fehler kosten nicht nur Zeit und Geld, sondern auch Reputation. Genau deshalb ist Konzentration nicht nur ein individuelles, sondern vor allem ein unternehmerisches Thema.
Die gute Nachricht: Konzentration ist trainierbar. Mit den richtigen Strategien kannst du deine Aufmerksamkeit, Effizienz und mentale Klarheit nachhaltig steigern. Hier sind fünf praxisnahe Schritte, die du sofort umsetzen kannst.
1. Die Umgebung macht den Unterschied
Konzentriertes Arbeiten beginnt mit dem richtigen Umfeld. Chaos auf dem Schreibtisch bedeutet oft auch Chaos im Kopf. Halte deshalb nur die Unterlagen und Dinge bereit, die du für die aktuelle Aufgabe wirklich brauchst. Alles andere zieht Aufmerksamkeit und lenkt ab.
Gleiches gilt für die digitale Arbeitsumgebung: Schließe unnötige Tabs, öffne dein Mailprogramm nur zu festen Zeiten und beende Programme, die du gerade nicht brauchst. Schon kleine Aufräumaktionen – analog wie digital – helfen deinem Gehirn, den Fokus leichter zu halten.
Tipp für Führungskräfte: Überlege auch, welche Rahmenbedingungen du deinem Team bieten kannst. Ruhige Zonen im Büro, klare Regeln zur Erreichbarkeit oder Meeting-freie Zeiten können Wunder wirken.
2. Aufgaben planen statt treiben lassen
Keiner würde ein Haus bauen, indem er einfach drauflos mauert. Doch im Job gehen viele genau so vor: Sie starten den Tag ohne Plan, lesen Mails, reagieren auf das, was gerade aufploppt – und wundern sich am Ende, warum sie kaum Fortschritte gemacht haben.
Besser: Plane bewusst. Überlege dir am besten schon am Vortag, welche Aufgaben dich deinem Ziel wirklich näherbringen. Was muss heute erledigt sein, damit dein Projekt oder Bereich vorankommt? Plane maximal den halben Tag – so bleibt Raum für Unvorhergesehenes.
Der Vorteil: Wenn du morgens an deinen Arbeitsplatz kommst, liegt eine klare Liste vor dir. Du musst nicht lange überlegen, sondern legst direkt los. Dein Gehirn weiß, was Priorität hat – und es fällt dir deutlich leichter, konzentriert zu bleiben.
Praktischer Nebeneffekt: Auch wenn plötzlich etwas dazwischenkommt, verlierst du nicht den Überblick. Deine Prioritäten stehen fest und du kannst flexibel reagieren, ohne komplett aus dem Takt zu geraten.
3. Multitasking? Besser nicht.
Multitasking klingt modern, ist aber ein echter Konzentrations-Killer. Zwei oder mehr Aufgaben, die volle Aufmerksamkeit erfordern, parallel erledigen? Das funktioniert nicht. Dein Gehirn springt zwischen den Aufgaben hin und her. Jeder Wechsel kostet Energie und Zeit – und erhöht die Fehlerquote.
Studien zeigen deutlich: Multitasking verlängert Arbeitszeiten, mindert die Qualität und macht dich schneller müde. Darum: Setze auf Monotasking. Arbeite eine Aufgabe nach der anderen ab und setze klare Prioritäten. Wer bewusst auf Multitasking verzichtet, arbeitet effizienter, macht weniger Fehler und bleibt entspannter.
Ein Beispiel: Versuch einmal, eine komplexe Mail zu beantworten, während du gleichzeitig in einer Videokonferenz sitzt. Am Ende wird beides halbherzig – und du musst nacharbeiten. Konzentrierst du dich dagegen nacheinander auf die beiden Aufgaben, bist du schneller fertig und das Ergebnis ist besser.
4. Pausen sind keine Schwäche
Würdest du fünf Stunden am Stück nur Bizeps trainieren? Natürlich nicht – der Muskel wäre überlastet und der Trainingseffekt gleich null. Genauso ist es mit deinem Gehirn: Es ist nicht dafür gemacht, den ganzen Tag ohne Pause Höchstleistung zu bringen. Regelmäßige Erholung ist unverzichtbar.
Wer ohne Pause durcharbeitet, verliert schneller die Konzentration, wird unproduktiver und erschöpfter. Schon fünf Minuten Pause nach 60 bis 90 Minuten konzentrierter Arbeit reichen, damit dein Gehirn regeneriert und Informationen besser abspeichert. Ein kurzer Spaziergang, ein paar Atemübungen oder einfach der Blick aus dem Fenster – kleine Unterbrechungen helfen, den Fokus zurückzugewinnen.
Unternehmen können diesen Punkt aktiv unterstützen: Statt Pausen als „Zeitverlust“ zu sehen, sollten sie klar kommunizieren, dass sie Teil produktiven Arbeitens sind. Kreative Ideen entstehen oft nicht am Schreibtisch, sondern beim kurzen Abschalten.
5. Benachrichtigungen ausschalten
Was früher mal ein technisches Highlight war, ist heute der größte Konzentrationskiller: Benachrichtigungen. E-Mail-Pings, Chat-Nachrichten, blinkende Symbole auf dem Smartphone – jede dieser Unterbrechungen reißt dich aus deinem Flow. Selbst wenn du sie zu ignorieren versuchst, bleiben sie im Hinterkopf präsent. Denn es könnte ja etwas Wichtiges sein.
Frage dich ehrlich: Wie viele dieser Benachrichtigungen der letzten Woche waren wirklich so dringend, dass du sie sofort lesen musstest? Wahrscheinlich kaum eine. Deshalb: Schalte Benachrichtigungen konsequent aus. Öffne Programme und Apps bewusst dann, wenn du Zeit hast, dich darum zu kümmern.
Ein Beispiel: Plane feste E-Mail-Zeiten am Vormittag und am Nachmittag. In der übrigen Zeit konzentrierst du dich auf deine Aufgaben. Das sorgt nicht nur für mehr Fokus, sondern auch für bessere Kommunikation – weil du dich dann wirklich auf die Inhalte einlassen kannst.
Fazit: Konzentration braucht Struktur, Ruhe und Training
Mentale Fitness entsteht nicht zufällig. Sie hängt von klaren Arbeitsbedingungen, bewussten Entscheidungen gegen Ablenkung und regelmäßiger Erholung ab. Wenn du deine Konzentration im Job verbessern willst, beginne bei dir selbst: Sorge für Ordnung, plane bewusst, arbeite Schritt für Schritt und gönne deinem Gehirn Pausen. Mit diesen Routinen baust du dir die mentale Stärke auf, die du für den modernen Arbeitsalltag brauchst.
Auch für Unternehmen ist Konzentration ein strategischer Erfolgsfaktor. Wer seinen Mitarbeitenden die passenden Rahmenbedingungen bietet und ihnen den Wert mentaler Fitness vermittelt, profitiert doppelt: weniger Fehler, höhere Effizienz und ein gesünderes, motivierteres Team.